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Kathrin Danner / Sustainability Officer

Ein paar erste wichtige Gedanken zur Veränderung

Nachhaltigkeit - von der Linear zu Circular Economy

Die Produktion von Bekleidung hat sich in den letzten 15 Jahren mit gleichbleibendem Trend fast verdoppelt. Einer der Gründe hierfür liegt in der Fast Fashion mit ihren verkürzten Kollektionsrhythmen und gesunkenen Preisen. Die Nutzungsdauer von Bekleidung ist dadurch durchschnittlich um ein Drittel gesunken. Bekleidung mutiert so vielfach zu einem Massenprodukt mit geringem Wert und wird auch so behandelt: nur kurz getragen landet es schnell auf der Mülldeponie oder wird verbrannt.

Aus meiner Überzeugung werden geschlossene, kreislauffähige Geschäftsmodelle zukunftsweisend und nachhaltig die Industrie verändern. Gleichzeitig mit der Bagatellisierung der Bekleidung durch Fast Fashion und ihren Auswirkungen entstanden und entstehen verantwortungsbewusste Gegenbewegungen, deren zentrales Ziel eine Abkehr vom linearen Weg des „TAKE-MAKE-WASTE“ zu einem zirkulären System ist. Geschlossene Kreisläufe und die “REVERSE SUPPLY CHAIN” rücken in den Fokus. Aus heutiger Sicht klingt das nach einem sehr idealistischen Ziel, wenn man bedenkt, dass aktuell weniger als 1% der Bekleidung zu neuen Fasern recycelt wird.

"Wie kann die Transformation hin zu einem verantwortungsbewussten Denken und Handeln über den Warenkreislauf bzw. die Wertschöpfungskette gelingen?"

Ein kurzer Blick auf die Entstehung eines nachhaltigen Produkts. Wie bisher, wird zum Start die Artikelkonzeption definiert, welchen Einsatzzweck das Produkt haben soll:

  • Welchen Witterungsbedingungen wird es täglich ausgesetzt sein?
  • Wo und wie und für welchen Zweck wird das Kleidungsstück genutzt?
  • Wird es oft oder selten gewaschen?
  • Welche Erwartungen stellt der Endverbraucher an das Produkt?

Nachhaltiges Produktdesign deckt im Gegensatz zur konventionellen Bekleidungsentwicklung den gesamten Lebenszyklus ganzheitlich ab:

  • Gestaltung und Materialstrategie (z.B. Design for Disassembly)
  • Sourcing und Produktion (z.B. Ethical, Local Sourcing, Transparenz)
  • Verpackung und Vertrieb (z.B. wiederverwendbare Versandtaschen)
  • Nutzungsphase (z.B. technische und emotionale Langlebigkeit, Abrieb von Mikroplastik)
  • End-of-life (z.B. Take-back, Re-Commerce, mechanisches/chemisches Recycling, Downcycling)
  • Aufstellung eine Ökobilanz

Allen diesen Anforderungen neben ökonomischen Aspekten gleichzeitig gerecht zu werden, ist eine Herausforderung und fügt dem Entwicklungsprozess neue Rahmenbedingungen hinzu, die konventionelle Freiheitsgrade signifikant limitieren. Anstelle einer kompletten Umstellung ist für etablierte Marken realistischerweise nur ein schrittweiser Übergang zu einer nachhaltigen Kollektion möglich, bei dem zunächst ausgewählte Komponenten für einzelne Artikel umgesetzt werden.

Typische erste Ansatzpunkte hierfür können sein: Einsatz von recycelten Fasern, Reduktion des Anteils erdölbasierter Fasern oder Erhöhung des Anteils an biologisch abbaubaren Fasern, Verwendung papierbasierter oder kompostierbarer Verpackungen an Stelle von Einmal-Polybeutel, Verkürzung der Transportwege und Verzicht auf Luftfracht.

Die größte Hürde auf dem Weg zur Circular Fashion ist vermutlich die Berücksichtigung des End-of-life eines Produkts. Während die meisten anderen Schritte sich im Rahmen der bestehenden Prozesse graduell umsetzen lassen, kommt die Einrichtung von z.B. Take-Back oder Re-Commerce Programmen einer Erweiterung des Geschäftsfeldes gleich. In der hierfür notwendigen kontinuierlichen Kommunikation mit Kunden bis zum Ende der Nutzungsphase kann jedoch auch eine Chance liegen.

FAZIT:

Nachhaltigkeit ist ein stetiger Prozess und eine Gratwanderung zwischen Ökologie, Ökonomie und sozialen Aspekten. Verantwortungsvolles Handeln in der gesamten Lieferkette bedeutet, heute Entscheidungen zu treffen, die morgen keine negativen Auswirkungen auf Mensch und seine Umwelt haben. Im Alltagsgeschehen, in dem es tagtäglich um den Wettlauf gegen die Zeit geht, sind konventionelle Lösungen oft einfacher verfügbar und näher greifbar. Dennoch – die Textil- und Bekleidungsindustrie sollte sich ihrer Verantwortung bewusst werden und steht heute vor dem Scheideweg zwischen “business as usual” oder einem neuen Verständnis – mit einer klaren Vision eine Transformation in Gang zu setzen. In kleinen und großen Schritten.

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